Da steht es, gleich in der ersten Zeile des Executive Summary im soeben veröffentlichten Bericht der Global Commission On Drug Policy: „Der globale Krieg gegen den Drogenhandel ist gescheitert, mit katastrophalen Auswirkungen für Menschen und Gesellschaften auf der ganzen Welt.“ Soll heißen: Der Krieg gegen Drogen, wie er vor allem von den USA mit großem Aufwand geführt wurde, hat Milliarden verschlungen, und bewirkte dabei – nichts.
Im Gegenteil: Der Konsum harter Drogen ist trotzdem gestiegen. Wer also Beweise für die ungenügenden Effekte von Kriminalisierung und Strafverfolgung bei harten Drogen sucht – im am vergangenen Donnerstag in New York präsentierten Bericht stehen sie genau so wie eine deutliche Empfehlung: Legalisierung gilt der Kommission als einziger Weg, Kriegsherren und Drogenmafia ihre Existenzgrundlage zu entziehen. Erst wenn die Preise für Kokain oder Heroin einbrechen, schmelzen die exorbitanten Gewinne der Drogenkartelle. Und dafür braucht es Legalisierung samt staatlicher Kontrolle auf allen Ebenen, vom Anbau bis zum Handel, auf der ganzen Welt.
Wegschauen und Wegsperren hat nie funktioniert
Dieser Bericht mag zwar auf den ersten Blick als Empfehlungsschreiben notorischer Idealisten daher kommen, doch er fordert bloß logische Schlussfolgerungen: das Akzeptieren von Fakten, um daraus die richtigen Schritte abzuleiten anstatt sich weiter in Ideologien und Weltanschauungen zu verstricken. Er fordert eine Abkehr von einer meist rein kosmetischen Drogenpolitik, die vom Wegschauen und Wegsperren lebt. Und er fordert kulturelle Schieflagen zu überdenken, die etwa hier in Österreich das Autofahren im Vollsuff als Bagatellhandlung abtun und den Konsum von Cannabis stigmatisieren.
Noch einmal: Niemand – und wohl am allerwenigsten die prominent besetzte Global Commission On Drug Policy – will die Auswirkungen von Drogen bagatellisieren. Sie weist nur darauf hin, dass Legalisierung von harten Drogen unter staatlicher Kontrolle für weniger Todesfälle sorgt, die Gesellschaft gesünder hält und weniger Steuergeld kostet als jene Kultur der Prohibition, die im 20. Jahrhundert erfunden und etabliert wurde.
Produzenten- und Konsumentenländer haben die gleichen Probleme
Das ist zwar alles nicht neu und wurde schon vor gut 20 Jahren vom Ökonomen Milton Friedman gefordert, doch es fällt nun in eine Zeit, in der die ehemals klaren Unterschiede zwischen produzierenden Ländern und konsumierenden Ländern zusehends nivelliert werden. Früher etwa wurde Kokain aus Südamerika ausschließlich nach Nordamerika verkauft – heute ist auch der Kokainkonsum in Südamerika rasant angestiegen. Und auch in Mexiko, das unter den Kriegen seiner Drogenbanden besonders leidet, bietet sich ein ähnliches Bild.
Wenn sich also die Konsumgewohnheiten bei harten Drogen zwischen Schwellenländern und Ländern der ersten Welt angleichen, gleichen sich auch die gesellschaftlichen Probleme an. Und das könnte tatsächlich ein guter Ansatz für eine Drogenpolitik des 21. Jahrhunderts sein.
Dieser Text erscheint auch im Debattenportal The European.
Foto: Government of Alberta, Lizenz: CC BY-ND 2.0