Es gibt keine Rationalität im Umgang mit Amokläufen wie dem des Attentäters von Olso. Am ehesten noch in Norwegen selbst, wo weiter am Ideal der offenen Gesellschaft festgehalten wird, anstatt wie anderswo in Europa die Verschärfung von Anti-Terror-Gesetzen zu fordern oder den größten nicht anzunehmenden Unfall in einer Gesellschaft für die Forderung nach mehr Überwachung zu instrumentalisieren.
Es gibt keine Rationalität im Journalismus, dessen Methoden in den ersten Stunden nach der Katastrophe vom Live-Gebot aufgerieben wurden. Unermesslicher Platz, wie er im Netz zur Verfügung steht, führt eben auch in unermesslichem Maß zu Fehleinschätzungen und Vorverurteilungen. Diffusion statt Information, Bauchgefühl statt Rationalität – das kann’s echt nicht sein.
Es gibt keine Rationalität im Umgang mit allen, denen ihre giftige Rhetorik von der Umvolkung und vom Daham-statt-Islam endlich so um die Ohren fliegt, dass sie sogar freiwillig dazu Stellung nehmen. Natürlich distanzieren sie sich dann nicht davon, man wird doch wohl noch sagen dürfen. Natürlich gebärden sie sich als letzte Stimme der Vernunft. Natürlich lehnen sie so eine Tat ab und sind zahme Lämmchen, weil sie ja nur reden, und steht nicht auch Wahres in diesen 1500 Seiten Schwachsinn drin? Und natürlich gesteht keiner von den anderen, dass sie den Hetzern viele Jahre lang nach dem Mund regiert haben, weil sie dachten, so auch dem Wahlvolk zum Munde zu regieren.
Es gibt keine Rationalität im Umgang mit einem Rassismus, der sich aus der Angst vor einem nebulosen Feind in der Nachbarschaft speist, der Angst vor Multikulturalismus und irgendwelchen herbei fantasierten Linken, die ihn in unsere Häuser tragen.
Es gibt keine Rationalität, nirgendwo.
Und daher erscheinen mit Störmanöver wie jenes, das mich heute Mittag erreichte, als einzige sinnvolle Lösung. Unsinn lässt sich nur mit besserem Unsinn bekämpfen. Sonst hätten wir in den vergangenen Tagen schließlich auch außerhalb Norwegens rationale Reaktionen gehört. So viel zum Thema „verblödete Idee“.
Foto: Vegard Sætrenes, Lizenz: CC BY-ND 2.0