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Männer sind sicher oft Sexisten. Aber ist das tatsächlich das einzige Problem des Feminismus?

Ich gebe zur Sicherheit gleich einmal ein paar Dinge zu: Mein Wissen um die Theorien des Feminismus bewegt sich ungefähr auf dem Niveau dieses Eintrags in der Wikipedia – und das auch nur, weil ich ihn gerade gelesen habe. Ich bin der Meinung, dass Frauen und Männer in der Gesellschaft gleich gestellt gehören. Ich weiß, dass dieser Anspruch in der Praxis noch immer nicht umgesetzt ist. Und ich halte es für Unsinn, in diesem Zusammenhang allzu viel über Binnen-Is zu reden, denn es hilft wenig, Orthografie und Typografie gleichermaßen zu vergewaltigen, um ein paar Jahrhunderte Sprachentwicklung zu reparieren. Deutsch ist nicht so praktisch geschlechtsneutral wie etwa das Englische, und wer es zur Geschlechtsneutralität zwingt, lässt es ziemlich dumm aussehen. Und Dummheit ist das allerletzte, was eine Diskussion wie jene brauchen kann, die Tom Schaffer in seinem Blog zurPolitik.com und hier auf ZiB21 angefacht hat.

„Warum ich Feminismus schwierig finde“, hat er getitelt und danach ein paar Erinnerungen an die Tage der Audimax-Besetzungen erzählt. Von einem angedachten Brief an Robert Menasse, er möge doch „gendern“ (ein Wort, das es im Deutschen übrigens genau so wenig gibt wie die Geschlechtsneutralität). Von einem bizarren Text wie diesem. Und von noch ein paar Sachen mehr.

Erste Reaktion meinerseits: Hihi, da verrennen sich wieder einmal ein paar Tausendprozentige in Nebenschauplätzen. Zweite Reaktion: Sag’ das nicht, denn dann bist du ein tausendprozentiger Sexist, weil du ja keine Ahnung hast, wie es ist, im Alltag als Frau diskriminiert zu werden.

Stimmt, ich weiß das nicht. Und selbst wenn ich mich noch so bemühe, wird sich daran nichts ändern. Aber ich kenne die Fakten, weiß um die Probleme, versuche dementsprechend zu handeln.

Und manchmal hadere ich mit ein paar Dingen, die ich über Frauen (und damit auf Umwegen über den Status Quo des Feminismus) zu wissen glaube. Dazu muss ich ein bisschen ausholen: Ich arbeite für ein Frauenmagazin. Und ich lerne immer wieder mit Staunen, welche Themen Frauen besonders gerne haben. Feminismus gehört nicht dazu, die aktuellen Vorgänge im Haushalt von Angelina Jolie und Brad Pitt sehr, und Geschichten von Märchenprinzen, die hässliche Entlein zu schönen Schwänen heiraten, noch mehr.

Zugegeben, aus dieser kleinen Erfahrung lässt sich noch nichts Generelles ableiten. Also hole ich noch weiter aus und erzähle ein bisschen von der Printmedienbranche, die derzeit vor dem Problem steht, dass ihr die Kundschaft abhanden kommt. Das Web, die Wirtschaftskrise – vieles hat damit zu tun.

Bloß eine Leserschicht hält manches Produkt noch am Leben. Sie ist weiblich und besserverdienend, die beliebteste Zielgruppe der Anzeigenkunden. Solche Frauen kaufen mehr Kleidung als sie nötig haben. Solche Frauen lesen gerne viel über Brangelina und Sternzeichen. Solche Frauen – auch das gehört gesagt – zahlen derzeit meine Miete. Ja, nichts von all dem ist Frauen zum Vorwurf zu machen. Ich selbst beschäftige mich oft genug mit Unsinn, um zu wissen, wie gut er einem tun kann.

Aber ehe ich zu meinem Schluss komme, möchte ich auch noch kurz von Hollywood erzählen, der seit einem Jahrhundert definitionsmächtigsten Instanz in Sachen Männer- und Frauenbilder. Auch dort sind Frauen eine Zielgruppe, die regelmäßig mit maßgeschneiderten Produkten bedient wird, die sie auch dankend konsumiert. Irritierend daran ist vor allem das Frauenbild, das diese Werke gerne transportieren: Es ist erzreaktionär und greift im Zweifelsfall auf die oben schon erwähnte Prinzen-Geschichte zurück. Selbst als „Sex And The City“, die als Hort des Postfeminismus gefeierte Frauenserie, vor zwei Jahren für einen Kinofilm reanimiert wurde, ging es nur mehr um eines: darum, vom tollsten Hecht der Stadt geheiratet zu werden.

Nun weiß ich zwar um die Unterschiede zwischen den Fabrikaten der Unterhaltungsindustrie und dem richtigen Leben, doch das Frauenfilm- und Frauenmagazin-Weltbild spiegelt sich in so vielen Bereichen des Alltags (in der Werbung, in der Kleidung, in den Berufswünschen von Mädchen), dass ich jede Initiative für etwas offensiveren Feminismus gut finde. Bloß bin ich mir nicht sicher, ob das fehlenden Binnen-I und der Sexismus von uns Männern die einzigen Probleme sind, die der Feminismus bekämpfen muss.